unter www.martinskirchenrenovierung.de finden Sie alle Infos zu den Archäologische Ausgrabungen in der Martinskirche

Instandsetzung Martinskirche Bauabschnitt II

Während im ersten Bauabschnitt das Dach der Kirche erneuert wurde, wurde seit Januar 2016 die Fassade der Martinskirche saniert. Zunächst wurde hierfür eine Schadenskartierung der Fassade durchgeführt. Beschädigte Steine wurden durch Risssicherungen oder Antragungen entsprechend konserviert. Teilweise mussten auch Steine ausgebaut und durch neue ersetzt werden. Die Steinrestauration wurde planmäßig Ende 2017 abgeschlossen.

Eine weitere Maßnahme stellte die Sanierung und Reinigung der Chorfenster dar. Zu diesem Zweck mussten die Verglasungen ausgebaut werden. Das anlässlich des 400. Geburtstages Luthers angefertigte mittlere Glasfenster sowie die beiden seitlichen Glasfenster von 1904, mit Szenen aus dem Leben Jesu, wurden von der Glasrestaurierungs-Firma Rothkegel in Würzburg fachmännisch restauriert. Dabei bestand ein enger Kontakt mit Fachleuten der Denkmalpflege, welche durch regelmäßige Besuche in der Werkstatt die weitere Vorgehensweise am Objekt festlegten. Dabei stellte sich heraus, dass die Glasmalereien der Chorfenster von weit höherer künstlerischer Qualität sind als zunächst angenommen.

Zuerst wurden die farblosen Fenster des Chores, die sogenannten Blankverglasungen, gereinigt. Darauf folgend wurden defekte Gläser ausgetauscht und mit einem Montagerahmen aus Messing versehen. Hierbei galt es, die vorliegenden Schäden an den Glasfenstern kenntlich zu machen, zu kartieren und natürlich weitestgehend zurückzuführen. Das größte Rätsel gab ein nicht eingebrannter Überzug aus Kalk-Kaseinfarbe auf, welcher mit Ausnahme von Gesichtern und Händen beinahe flächig auf dem mittleren Chorfenster aufliegt.

Zunächst wurde vermutet, dass der Überzug eine fehlgeschlagene Reinigungsmaßnahme überdecken bzw. kaschieren soll, bei welcher das mittlere Chorfenster mit scharfen Reinigungsmitteln unbekannter Art abgewaschen und die originalen Malschichten zerstört wurden. Im Archiv der Württembergischen Landeskirche fanden sich auch Hinweise darauf, dass es sich bei dem Überzug um eine Übermalung handeln könnte, die der württembergische Kirchenarchitekt Heinrich Dolmetsch um 1902/04 angeordnet hatte. Aus einer Briefkorrespondenz geht hervor, dass das mittlere Chorfenster wegen seiner grellen und zu bunten Farben abgetönt werden sollte, um die Gesamtwirkung harmonischer zu gestalten.

Es wurde beschlossen, den Überzug gänzlich auf den Fensterflächen zu belassen, da dieser in jedem Fall zur Historie der Chorfenster zu zählen ist. Ein Abtrag des Überzuges wäre nur auf unbemalten Untergründen zufriedenstellend zu entfernen und würde zudem einen historisch nie vorhandenen Zustand schaffen.

© Jochen Maier